Ich gucke mir ja ganz gerne mal verschiedene Gemeinden und Gottesdienste an. Manchmal kann ich dort was beobachten und machmal entdecke ich etwas an mir.
Zum Beispiel war ich in Philadelphia an einem Sonntag in zwei Gottesdiensten. Im ersten waren wirklich reichlich viele verschiedene Nationalitäten vertreten, genau wie die Bevölkerung ringsherum, auch obwohl sie im wesentlichen wohl von Weisen betrieben wird. Manche Leute um mich herum waren doch eine Herausforderung für meine Nase. Dass in Predigten immer wieder Beispiel vom Militär herangezogen werden oder sich Bestimmte Einheiten gar mit einem "huh" anfeuern ist für mich befremdlich oder gar verwerflich.
Das andere war eine mit TSW verbundene junge Gemeinde, voller junger Menschen. Mit großartigen Musikern und auch sonst war einiges an Kunst vertreten. Sie haben auch verschiedene Lieder aus der ganzen Welt gesungen und hatten ordentlich Stimmung in der Bude. Die Predigt war intellektuell ansprechend und herausfordernd und sie gehen voll auf Community und Gerechtigkeit ab (habe ich mir sagen lassen).
Und doch - ich weiss noch nicht ganz warum. Aber bei Yuppies und Künstlern fühle ich mich nicht besonders wohl....
"Aus was für eine Gemeinde kommst du denn?" Ich kann es sagen, aber den Inhalt wird kaum einer verstehen. Die Jesus Freaks müsste ich erstmal erklären und die Entwicklung der letzten 20 Jahre macht das nicht eben einfacher. Aber auch zu sagen ich bin bei Baptisten aufgewachsen ist nur bedingt hilfreich. Ich vermute inzwischen, dass ich Anabaptisten sagen müsste, auch wenn das in Deutschland ein theologisches Schimpfwort sein würde.
Also versuchen wir indirekt zu kategorisieren ob meine Gemeinde konservativ ist (erstens weiss ich das nicht einfach zu beurteilen, und zweitens habe ich null Peilung was sich hier für die hinter diesem Wort verbirgt). Egal. "Wie steht denn deine Gemeinde zu den Themen Krieg, Politik, Rassismusfrage und soziale Gerechtigkeit?" Und wieder geht das Fragezeichen der Frage in mein Gesicht über und ich habe keine rechte Antwort. Ich wüsste nicht, dass wir solche Themen wirklich ernsthaft behandeln, geschweigedenn dass es einen (offiziellen) Standpunkt dazu gibt.
Andere Beobachtungen:
Es wird die Bibelstelle und die Seitenzahl der gängigen Bibel angesagt.
Eine Zeit der Besinnung oder der Stille ist nach aller spätestens zehn Sekunden zu ende. (Da habe ich mir nichtmal das Thema in Erinnerung gerufen.)
Beim Abendmahl gibt es echten Wein. (Und ich finde es geil. Hat doch ne andere Qualität.)
Eine Doxologie zu singen ist was feines. (Dafür sollte man mal eine haben, und jemand der sie schön klingen lässt.)
Manche Dinge die so seltsam für mich aussehen haben doch etwas mystisches, gar magisches. Und das Gute daran zu verpassen wäre schade.
Hier gibt es einmal im Monat einen gemeinsamen Kreistanz. (Ich habe so viele Kreise aus dem Takt gebracht, dass ich mich nicht traute.) Aber es ging so was von gar nicht um eine Performance. Ich weiss nicht, wer überhaupt im Takt war, die Rollstuhlfahrer bestimmt nicht und das war auch scheiss egal, weil man zusammen für Gott unterwegs war. - Wertvoll.
Im Gottesdienst Gebetsanliegen aus der Community zu sammeln ist auch mal fein. Und wenn sich die Dame in Not spontan an den Moderator drückt und er sie in den Arm nimmt, während er betet, dann habe ich eine
Ahnung davon wie man hier miteinander umgeht. - Wertvoll.
Hier ist die Reba Place Fellowship in Evanston nördlich von Chicago.
Mittwoch, 10. April 2013
Gemeinde Beobachtungen
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