Wow wow wow. Wenn man reist und sich andere Kulturen anguckt, stellt man ja mal fest, dass die eigene Weltsicht nicht die einzige ist. Geschweigedenn die einzige richtige. Da bin ich hier also im gelobten Land, das Gott so sehr segnet und stelle mit Erstaunen fest, dass Karfreitag ein ganz normaler Arbeitstag ist. Das könnte auch erklären, weshalb mir kein Vormittags Godi begegnet ist. (Wenn sonst nix zu tun ist, gehe ich ja mal ganz gerne in den Gottesdienst.) Aber für den Nachmittag gab es eine Empfehlung und eine Mitfahrgelegenheit. Mir war bekannt, dass es sich weniger um eine besinnliche Andacht, als um die Verknüpfung von Jesu Leiden mit der Gewalt von heute gehen würde. Im Vergangenen Jahr sind alleine in Phili 288 Menschen erschossen worden. Krass. Aber als dann Leute aufstanden und ansagten wen sie an Angehörigen verloren haben, da kamen mir dann echt die Tränen. Die anschließende Demonstration fand dann unter Polizeischutz problemlos
statt. Jede Kultur findet wohl ihre Antworten zu ihren Problemen.
Am Ostersamstag war dann von TSW die große Kinderparty angesetzt. Wohl über 60 Kids wurden in drei Altersgruppen abgefertigt. Zuerst hat Shane (unter Aufsicht der Leuchthasen) den Ursprung und die Bedeutung des Festes erläutert. Anschließend konnten die Kinder echte Hühnereier selber färben (Bilder ausmalen wollte wohl keiner). Und abschließend gab es noch die EastereEgg TreasureHunt: im dekorierten (und eingezäunten "Park" waren mit Süßigkeiten gefüllte Plastikeier versteckt. Schon mal eine feine Sache. Aber wer das goldene Ei fand, bekam noch ein extra dickes Geschenk. Kuchen und Trinkpäckchen gab es natürlich für alle. Und aufzuräumen gab es auch genug.
Ostersonntag wollte ich ganz früh auf stehen um vor Sonnenaufgang im Godi sein zu können. Aber ich bin noch viel früher aufgewacht. Auf der Fahrt in die angrenzende Stadt erzählte man mir, dass Kensington (wo ich gerade losgefahren war) ein wunderbarer Ort zum leben ist, im Gegensatz zu Camden (wo wir gerade hin fuhren). Mehr Dreck, mehr Drogen, mehr kaputt mehr Tote. Schön sah es nicht aus und es gehört wohl seit Jahren zu den Top5 der gefährlichsten Ecken in den USA. Aber auch dort ziehen Christen hin um Veränderung zu leben.
Der Gottesdienst war in einer Kirche und hat ganz wunderbar im Dunkeln angefangen 1. Mose zu hören- die ganze Heilsgeschichte war angekündigt! Nach dem Sündenfall runter in die Gruft. Abraham, Auszug aus Ägypten (bis hier das beste Ostern) und plötzlich war Ostern. "He is risen, indeed!" Dann kam eine komische Taufe, grauenvolle Arien, geleierte Gebete, Kerzenumzug mit Weihrauch. Langsam dämmerte nicht nur der Tag, sondern mir wo ich reingeraten war. Dann noch Abendmahl, oder doch Eucharestie feier? Zwischen durch dachte ich, dass Gott an diesem Tag wohl viel zu lachen hat, wenn er sich das ganze Treiben on Planet Earth anschaut. Kurze Schriftlesung und Bekantmachungen mit Witzen gewürzt. Und nach 2,5 Stunden waren wir dann fertig.
Nach dem Frühstück wäre es zufrüh für einen normalen (weiteren) Godi gewesen. Und ich hatte keine drei Stunden geschlafen und war schon 7 Stunden wach. Und weil wir gerade mit einem Buddy von Shane so nett abhingen und sonst nix groß zu tun war, sind wir halt noch ein paar Stunden über ein Schlachtfeld aus dem Revolutionskrieg gestreunt. Man könnte auch behaupten wir hatten unseren Osterspaziergang zum Reden, Lachen und Philosophieren.
Achja, anders als im sekularisierten Deutschland ist Ostermontag hier kein freier Feiertag.
Montag, 1. April 2013
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)



Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen